ImpulseSymbol einer Nussschale

Auf dieser Seite teile ich Gedankenimpulse, von denen mir scheint, dass sie eine Bedeutung haben für unser vielgestaltiges Zusammenleben haben. Jeder dieser Impulse soll Sie dazu einladen, die Welt aus einer neuen oder veränderten Perspektive zu betrachten. In manchen Beiträgen finden Sie auch interaktive Elemente, die dazu einladen sollen, eigene Gedanken und Sichtweisen zu reflektieren. Lassen Sie sich inspirieren und nehmen Sie sich einen Moment Zeit.

Die Sprache der Seele beginnt im Stillen.https://likamundi.de/pruefungs-training/heilpraktiker-psychotherapie/schule

Jung und Alt

Neulich ging ich mit meinem Sohn durch die Stadt. Uns kam eine junge Frau entgegen, sehr leicht bekleidet, offenbar nicht zufällig. Ich lächelte und sagte halb zu mir, halb zu ihm: „Aha, der Frühling ist wohl schon da.“ Für mich war das ein harmloser Kommentar – ein kleines Schmunzeln über die Jahreszeit, verbunden mit der leisen Verwunderung, dass so ein Auftritt bei ihm keinerlei Reaktion auslöste. Mein Sohn aber sah mich an, als hätte ich gerade ein Urteil gesprochen. In seiner Wahrnehmung hatte ich die Freizügigkeit dieser Frau abwertend kommentiert – etwas, das mir gar nicht in den Sinn gekommen war.

Unsere Wahrnehmung ist kein neutraler Spiegel, sondern ein Filter, geformt aus Erfahrungen, Werten, gesellschaftlichen Diskursen und persönlichen Empfindlichkeiten.
Diese Filter verändern sich erstaunlich schnell – schon ein, zwei Generationen genügen, um die Bedeutung von Gesten, Worten oder Handlungen komplett zu verschieben.
Was für die eine Generation ein beiläufiger Kommentar ist, kann für die nächste bereits in eine moralische Kategorie fallen.

Wenn diese Unterschiede schon innerhalb einer Familie Missverständnisse erzeugen, wie viel schwieriger wird es dann in einer Gesellschaft, in der die Menschen keine persönliche Bindung zueinander haben und ihre Lebensrealitäten noch weiter auseinanderliegen?

Vielleicht ist die Grundvoraussetzung für eine wirkliche Begegnung nicht, dass wir uns gleich verhalten – sondern dass wir unsere Unterschiede als gleichwertig anerkennen.
Dass Freizügigkeit nicht automatisch als Provokation gilt und eine Bemerkung nicht sofort als Urteil.
Nur dann kann ein Dialog entstehen, der nicht von Anfang an durch unsichtbare Wertmaßstäbe blockiert ist.

Wie oft schaffen wir diese Voraussetzung wirklich?